3.1. Beleuchtungsoptimierung an Mikroskopen 

Bei meinen Begutachtungen von Mikroskopen an verschiedenen Schulen fiel mir auf, dass  

  • Mikroskope viel zu selten eingesetzt werden,

  • vorhandene Mikroskope meist über mangelhafte Beleuchtung verfügen,

  • die Geräte oft einen desolaten technischen Zustand aufweisen, hervorgerufen durch unsachgemäßen Umgang und nicht stattgefundene Wartung und Pflege,

  • anstatt ältere optisch hochwertige Geräte zu reparieren und zu modernisieren, neue angeschafft werden, meist aus Kostengründen in der unteren Preisklasse und dementsprechend mangelhaft bezüglich  Abbildungsqualität,

  • Neumikroskope vieler Hersteller außer im Design kaum technische Fortschritte aufweisen.

Diesen Missständen kann abgeholfen werden, was im Folgenden an einigen Beispielen dargestellt wird. Bei allen Nachbesserungen stand als Hauptziel der Einbau von Beugungskontrast- Vorrichtungen in die Objektive. Eine Verbesserung der mangelhaften Beleuchtung war dann oft die sich anbietende Folgemaßnahme.

 

Beispiel 1: Reichert- Mikroskop (hergestellt um 1900)

Wie bei allen historischen Mikroskopen erfolgt die Beleuchtung auch in diesem Falle mittels Spiegel. Der offene Hufeisenfuß bietet keinen Installationsraum. Deshalb wurde ein direkt unter den Kondensor anklemmbarer Leuchtdioden- Illuminator konzipiert. Ein Potentiometer an der Vorderseite des Illuminators ermöglicht die Regelung der superhellen, weißen Leuchtdiode. Die Stromquelle, ein Mini- Steckertransformator ist an den Illuminator mittels eines Steckers anschließbar. Durch die Anbringung direkt unter dem Kondensor ist die Lichtausbeute optimal und das Bildfeld bei allen Objektiven gleichmäßig ausgeleuchtet. Dieser LED- Illuminator dürfte für die meisten Mikroskope eine sinnvolle Beleuchtungsalternative darstellen. Bei dem vorliegenden Mikroskop ergibt die gute Beleuchtung in Verbindung mit dem Beugungskontrast in den beiden Objektiven (7x, 70x), sowie einem modernen Weitfeldokular eine Bildqualität, die einem modernen Qualitätsmikroskop kaum nachsteht. Dem erlebnispädagogischen Aspekt kommt ein großes Bildfeld eher entgegen als der kleine Bildausschnitt älterer Okulare. Weitfeldokulare mit SF 18 sind inzwischen so preiswert, dass sich der Ersatz alter Okulare lohnt. Allerdings muss das zu den vorliegenden Objektiven optisch passende Okular ausgesucht werden. Andernfalls kommt es zu Unschärfen und Farbfehlern im Randbereich des mikroskopischen Bildes.

Reichert- Mikroskop mit LED- Illuminator,  angeklemmt an die Unterseite des Kondensors.  LED- Illuminator. Material PVC- Folie 3 mm. Vorne LED im Reflektor. Oben Drehstift des Potentiometers. Vorne unten die Buchse für den Stecker des Trafos. Kosten siehe Service- Teil.

 

Beispiel 2: Leitz- Mikroskop (hergestellt um 1950)

Dieses Kursmikroskop verfügt über eine unnachahmlich gute Optik und einen ausgezeichnet fokussierenden Kondensor. Zu wünschen lässt allerdings die Beleuchtung mit einer Glühbirne 6V/6W. Auch der unhandliche Tischtrafo gehört in den Bereich der Vergangenheit.

Bei diesem Mikroskop wurde das Glühlämpchen zerschlagen und in die leere Fassung eine Halogenstiftsockel- Fassung eingebördelt. Als Leuchtmittel wurde eine 12V/10W Halogen- Stiftsockellampe eingesetzt. Mangels Raum in dem sehr flachen Mikroskopfuß wurde als Stromquelle ein Halogen- Steckertransformator gewählt, der über einen zweipoligen Rundstecker angeschlossen wird. In den Fuß wurde ein Sekundär- Phasenanschnittdimmer eingebaut, über den die Helligkeitsregelung mithilfe eines oberseitigen Drehknopfes erfolgt. An dieser Stelle muss gesagt werden, dass die von einigen Mikroskopherstellern empfohlene Helligkeitsregelung durch Abblenden den Kondensors optischer Unfug auf Kosten des Bild- Auflösungsvermögens ist.

Am linken Bildrand der Steckertrafo. Links am Mikroskopfuß die Anschlussbuchse, mittig der Drehknopf und rechts die Halogenlampe. In der Mitte des Mikroskopfußes der Dimmer, darüber das Potentiometer und darunter die Anschlussbuchse.

 

Beispiel 3: HUND (Schuchardt)- Schulmikroskop (hergestellt um 1960)

Die wenig effektive Glühbirne 220V/25W, welche durch Überhitzung zu Schmelzschäden im Mikroskopfuß führte, wurde durch eine verstellbare Vorrichtung mit Stiftsockel für eine 12V/10W Halogenlampe ersetzt. Unter dieser wurde ein kleiner Hohlspiegel angebracht. Die Stromzufuhr erfolgt nun über ein abnehmbares Steckernetzkabel. Im Mikroskopfuß folgt ein primärer Phasenanschnittdimmer, mithilfe dessen die Helligkeit über einen Drehknopf geregelt werden kann. Vom Dimmer geht es an den ebenfalls im Fuß fest eingebauten Flachtransformator, der sekundärseitig die benötigten 12V liefert.

Optimiertes Hund- Mikroskop, allerdings mit Zeiss- Binokulartubus. Rechts am Mikroskopfuß der Drehknopf.  Rechts der Stromanschluss. Mittig der Transformator, links unten der Primärdimmer, darüber die Halogenlampe und darunter der Hohlspiegel.

 

Beispiel 4: Jungner (Phywe)- Schülermikroskop (um1970)

Sowohl klein und daher handlich, als auch von guter optischer Qualität, neigt das Schmierfett in den beweglichen Teilen dieses Mikroskops zur Verharzung und führt zum Blockieren bis hin zur Beschädigung des Triebs. Das leider nicht abnehmbare Stromkabel führt zur spärlichen Beleuchtung mit einer Glühlampe 220V/15W.

Die kompakte Leichtbauweise führte zum Entschluss, eine kombinierte Stromnetz- und Batteriebeleuchtung auf Leuchtdiodenbasis einzubauen. Dadurch wurde dieses Mikroskop exkursionstauglich. Aus Gewichts- und Platzgründen kam ein ansteckbaren Miniatur- Steckertransformator zur Anwendung. Wird dieser aus der Mikroskopanschlussbuchse abgezogen, so erfolgt automatisch die Umschaltung auf die im Mikroskopfuß befindlichen Akkus. Da die LED nur 20mA Strombedarf hat reichen die Akkus für viele Stunden Freilandmikroskopie. Durch Umschalten können die Akkus von außen geladen werden. Die Regelung der Helligkeit erfolgt mittels Potentiometer mit Drehknopf. Um eine störanfällige externe Verkabelung zu vermeiden, wurde die weiße LED in einem Lupenreflektor an die gleiche Stelle montiert, wie vormals die Glühlampe. Der Lupenreflektor ist nötig, um das gesamte Bildfeld bei allen Objektiven gleichmäßig auszuleuchten. Durch diese Verbesserungen kommt das Mikroskop einem hohen Qualitätsstandard nahe und kann als Exkursionsmikroskop eingesetzt werden.

Klein und handlich; nach dem Umbau: ein ideales Exkursions- mikroskop. Links Anschluss- buchse, darunter Netzgerät mit Stecker; darüber Drehknopf.

 

Unten im Mikroskopfuß drei 1,2V Akkus, rechts LED, oben Schalter und Potentiometer.

Leider war es einer der Schulen finanziell nicht möglich, alle Mikroskope dieses Typs dementsprechend umzurüsten, so dass eine behelfsmäßige Verbesserung der Lichtausbeute um ca. 20% durch den Einbau eines Wölbspiegels unter der Glühlampe vorgenommen wurde.

 

Beispiel 5: Eschenbach- Schülermikroskop (um 1980)

Dieses moderne Schulmikroskop mit Halogenbeleuchtung 12V/10W

verfügt über einen klobigen, externen Steckertransformator, leider nicht vom Mikroskop trennbar, was die Handhabung ziemlich beeinträchtigt. In diesem Falle war die Optimierung einfach: Der Transformator wurde aus dem Steckergehäuse entnommen und in den Mikroskopfuß eingebaut und die Stromzufuhr auf ein absteckbares Netzkabel angeändert. Zur Verbesserung der Lichtausbeute wurde unter der Halogenlampe ein Hohlspiegel angebracht.

Vor dem Umbau: Mikroskop o.k., aber wohin mit dem Kabelsalat und dem schweren Trafo? Links getrennter Stromanschluss, Trafo im Mikroskopfuß, darüber Stecker, weiter rechts Halogenlampe, darunter Potentiometer und Hohlspiegel.

 

Beispiel 6: Einfach aber wirkungsvoll – Leitz HM Lux

Im Rahmen meiner Dissertation  an der pädagogischen Hochschule Karlsruhe stellte ich fest, dass die hier vorhandenen älteren Kursmikroskope Leitz HM Lux mit ihrer Leuchte ohne Kondensor eine unzureichende Beleuchtung aufweisen. Diese reicht nicht dazu aus, die Mikroskope mit Licht mindernden Kontrastverfahren wie Dunkelfeld oder Beugungskontrast auszustatten. Es handelt sich wie auch bei anderen Mikroskopen der sechziger Jahre, zum Beispiel Zeiss Standard K mit Lucigen-Leuchte, um eine direkt unter dem Objekttisch angebrachte, in der Höhe verstellbare Beleuchtung mittels einer 6 Volt/ 5 Watt Glühlampe mit externem Stufentransformator. Das Licht gelangt von der Glühlampe auf eine oben befindliche Opalglasscheibe und von dieser diffus auf das Präparat. Nachteile einer solchen Beleuchtung über ein stark Licht absorbierendes und streuendes Opalglas sind extreme Lichteinbuße sowie Minderung des Auflösungsvermögens. Bei der Leitz – Leuchte werden diese Nachteile durch einen Hohlspiegel ausgeglichen.
Ein ausführlicher Bericht folgt demnächst in MIKROKOSMOS.

Leitz HM Lux, umgebaut Leuchte mit Opalglas Leuchte mit Linse

Durch Ersetzen der Opalglasscheibe gegen eine Kunststofflinse mit 10 mm Brennweite gelangt das Licht gesammelt mit etwa 10 – facher Lichtstärke zum Präparat. Außerdem bewirkt der Hohlspiegel bei oberer Stellung der Leuchte eine zarte Dunkelfeldbeleuchtung bei schwacher bis mittlerer Objektivvergrößerung. In unterer Stellung der Leuchte kommt bei stark vergrößernden Objektiven der Beugungskontrast zur Wirkung.

In mittlerer Stellung besteht Hellfeldbeleuchtung, so dass dieser Bereich der Mikroskopietechnik nicht beeinträchtigt wird. Durch den fokussierten Strahlengang ergibt sich auch hier eine verbesserte Auflösung und Kontrastierung.

Schnitt durch Leuchte:
1 = Glühbirne, 2 = Hohlspiegel, 3 = Blaufilter,
4 = Lochblende, 5 = Linse, 6 = Präparat
Zwiebelhaut, Obj. 10x DF Zwiebelhaut, Obj. 40x BK

 

Beispiel 7: Kleinstmikroskop für Reisen

 In ebay erstand ich für 30 € ein keines Phywe-Mikroskop, mit Steckleuchte 220 V, drehbarer Lochblende ohne Kondensor und ohne Feintrieb, dafür mit der für diese Geräte hervorragenden Optik. Nachdem ich letztere auf Beugungskontrast umgebaut hatte, sägte ich unten am Stativ 30 mm ab, so dass die Gesamthöhe nur noch 28 cm beträgt! Der Einbau einer weißen LED mit Lupenreflektor, einer aufladbaren Akkuschaltung und bunte Bemalung des Stativs – weg vom grauen Schulalltag – ergänzten das Werk. Nun passt das Mikroskop in  einen kleinen Fotorucksack und kann auch über den Zigarettenanzünder des Autos betrieben werden.

Mini - Exkursionsmikroskop Schaltung für Spannungsversorgung und Helligkeitsregelung

 

Beispiel 8: 220 V Leuchten auf LED umbauen

Ideal zum Umrüsten auf weiße LED sind Steckleuchten älterer Mikroskope, wie z.B. hier bei Zeiss Winkel. Das obere Glas wird entfernt und durch eine Plastikscheibe ersetzt, in die mittig die LED oder wie hier ein Luxeon-Emitter eingesetzt wird. In die Öffnung der Glühlampe wird ebenfalls eine Scheibe montiert, auf der eine Steckbuchse für das Steckernetzgerät und das Potentiometer Platz finden.

Zeiss - Mikroskop mit LUXEON Leuchte und Steckernetzgerät Schaltung für Leuchte Leuchte LUXEON - Emitter, links Stecker und Drehknopf


 
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