Das Rathaus
wurde um 1400 erbaut, ist 18,31 m lang,
11,60 m breit und ohne Turm 18,05 m hoch. Der Bau ist aus Ziegeln
ausgeführt, die in der alten Ziegelei in der Nähe der heutigen
Bergstraße hergestellt wurden. Der vordere Giebel ist gut gegliedert
und reich geschmückt. Er wird durch 8 Pfeiler steigender Ordnung in
7 zweiteilige Felder (Blenden) eingeteilt. Zwischen den Spitzbögen befindet
sich ein offener Kreis, über dem das Giebelfeld in ein spitzes Dreieck
ausgeht. Die plastich hervortretenden Pfeiler (Rundstäbe) laufen über
das Dach hinaus und haben Kegelhelme. Das Mittlere Feld wird durch das
Stadtwappen und die 1895 eingebaute
Uhr unterbrochen. Hinter den beiden höchsten Pfeilern befindet sich
ein Dachreiter, der in seiner jetzigen Form 1890 gebaut wurde, nachdem ein
ähnlicher 1744 durch Blitzschlag zerstört wurde. Einst hing in
diesem Turm die Feuerglocke; heute hat eine elektrische Sirene die gleiche
Funktion übernommen.
Getragen wird der Giebel von 4 Achtecksäulen. Die offene Halle ist von 3 Seiten zugänglich. Im 17.Jahrhundert wurden hier die Hexenprozesse durchgeführt. Von 1744 bis 1937 war sie zugemauert, um zusätzliche Verwaltungsräume zu erhalten. Jahrhundertelang hing an dem linken Pfeiler der Vorderweite des Rathauses eine geschmiedete Kette mit einem Halseisen. Einwohner der Stadt, die sich nicht "loskaufen" konnten, wurde für geringe Vergehen die "Schandkette" umgelegt, und sie waren so dem Gespött der Bevölkerung preisgegeben.
aus: Kurt Noske. GRIMMEN - Ein Stadtrundgang. Hrsg.: Rat der Stadt Grimmen 1987.